„Für den Geschmack“, flüstert er. Der heisere Klang seiner
Stimme geht mir unter die Haut. Mir wird kalt, wir wird heiß.
Meine Zehen rollen sich ein, während meine Finger sich in
die Armlehne des Sessels krallen. Wir sitzen einander
gegenüber, aber vor dem heutigen Tag bin ich ihm nie
begegnet. Er ist der gleiche Mann wie gestern, der gleiche
Mann wie vorgestern, aber unsere Wege kreuzen sich heute
nicht und sie haben es zuvor auch nicht getan.
Zweige kreischen über die Fensterscheiben. Das Gewitter
macht den Tag zur Nacht. Es ist warm. Die Heizung bollert,
die Vorhänge wehen träge vor den nackten Wänden, ohne
dass ein Luftzug sich in diesem Raum rührt.
Meine Muskeln zucken. Als könnten sie mich befreien.
Während ich hier sitze, ihn direkt vor mir, seine dunklen,
seelenlosen Augen auf mich geheftet.
Sie sind neu. Sie sind anders. Es ist, als wäre ich diesem Mann
nie zuvor begegnet.
„Die Brühe macht den Geschmack“, sagt er schließlich und
lehnt sich noch näher zu mir. Bis sein heißer, bitterer Atem
mein Gesicht streift. Ich kann nicht bestimmen, wonach er
riecht. Nach nichts? Nach allem? Mir stellen sich die
Nackenhaare auf, während ich versuche, mit den Polstern zu
verschwimmen. Es ist, als würde mir der Moment entgleiten,
während dieser Mann mir näher kommt. Als würde ich
vereinsamen, während ich in Gesellschaft bin, als würde mein
gesamtes Leben an Bedeutung verlieren, während ich allein
bin. Mit ihm gemeinsam. Der Duft der Tomatensuppe stiehlt
sich in meine Nase, dabei habe ich sie lange nicht mehr
gegessen. Dabei habe ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr
gekocht. Der Wein scheint sich erneut in den Teppich zu
krallen und mich zu warnen. Ich verschwinde erneut hinter
dem Sofa und bleibe unentdeckt, bis der Morgen graut.